Testbericht: Dragon Medical Practice Edition 12

Seit einiger Zeit ist der neuste Spross der Nuance Dragon Medical-Familie als deutsche Version verfügbar. Wir haben die neue Dragon Medical Practice Edition 12 genauer unter die Lupe genommen.

Die Installation von Dragon Medical 12 dauert, je nachdem ob das .NET Framework 4.0 schon installiert ist, ca. 5 Minuten und damit nur unwesentlich länger als bei der Version 11 (noch mit Visual C++). Zurzeit gibt es noch kein Service Pack 1, wie es z.B. für Dragon Professional und Legal 12 erhältlich ist. Wenn man Dragon 12 das erste Mal startet, hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert. Unter der Haube sieht es dann aber schon etwas interessanter aus. Wir gehen im Folgenden auf die wichtigsten Neuerungen und Funktionen ein.

Höhere Erkennungsgenauigkeit
Nuance spricht in der Werbung von 18 % besserer Erkennung als in der Vorgängerversion und von bis zu 99 % Erkennungsgenauigkeit. An die 99 % sind wir mit medizinischen Diktaten zwar nicht herangekommen, aber 95 % sind mit der richtigen Arbeits- und Diktierweise durchaus realistisch. Bei unseren Tests hatten wir den Eindruck, dass die Kompositabildung (Verknüpfung zweier Wörter zu einem neuen Wort) weiter verbessert wurde. Dank dem neuen Sprachmodell „BestMatch V“, welches bei Computern mit zwei oder mehr Prozessoren und mehr als 4 GB Arbeitsspeicher zur Anwendung kommt, werden nun 5er Wortgruppen (in zwei parallelen Erkennungsschritten auf verschiedenen Prozessor-Kernen) abgeglichen.

Neue medizinische Trainingstexte
Die bekannten Initial-Trainingstexte „Dave Barry“, „Märchen“ und „Einführung in die Spracherkennung“ zur Erstellung des Sprecherprofils wurden um medizinische Trainingstexte aus den Bereichen Radiologie, Allgemeinmedizin (Medizin: Verschiedenes) und Pathologie ergänzt. Ausdrücke wie „Glenohumeralarthrose“, „Akromioklavikulargelenksarthrose“ und „Rotatorenmanschettenruptur“ wurden in unserem Test, nach Absolvierung des Allgemeinmedizin-Trainings, auf Anhieb richtig erkannt.

Bessere Performance
Dank verbesserter Unterstützung von Multicore-Prozessoren ist die Performance nochmals etwas besser als in der Version 11. Es sind zwar keine Quantensprünge wie von der Version 10 auf 11 aber man merkt, dass Dragon das Gesprochene, je nach Leistung des Computer-Systems, noch schneller in Text umsetzt. Die Korrektur eines Wortes oder Satzes ist schneller und einfacher wie je zuvor.

Das Deaktivieren von nicht benötigen Sprachbefehlen (z.B. HTML-Unterstützung, Desktopsuche) bringt nochmals etwas mehr Speed, da Dragon diese Art von Befehlen dann nicht mehr interpretieren muss.

Integration von Spracherkennung in digitale Diktierlösungen
Olympus (mit ODMS 6.1) wie auch Philips (mit SpeechExec Pro 7.1) unterstützen Dragon 12 für die Online- und Offlinespracherkennung. Es können so also Diktate auch von mobilen Diktiergeräten (idealerweise Olympus DS-7000 oder Philips DPM 9600) in einen Spracherkennungs-Workflow eingebunden werden.

Intelligente Formatierungsregeln
Dragon 12 merkt sich die Präferenzen des Anwenders, was die Formatierung von Wörtern, Sätzen, Daten, Währungsbeträgen oder Zahlen angeht über die so genannten SmartFormat-Regeln. Bei der Auswahl von Alternativvorschlägen im Korrekturmenü kann man so auf einfache Weise z.B. kg durch Kilogramm ersetzen.

Windows 8 Unterstützung
Dragon Medical Practice Edition 12 ist offiziell Windows 8 kompatibel. Die Vorgängerversionen (Dragon Medical 10 und 11) sind dies nicht.

Bluetooth Breitband-Unterstützung
Dragon Medical Practice Edition 12 unterstützt die neuen 16-kHz Bluetooth-Mikrofone wie zum Beispiel das Plantronics „Calisto II“ BT-300. In der Version 11 wurden nur 8-kHz-Mikrofone unterstützt. Diese werden in der Liste der Audioquellen mit „Enhanced Bluetooth“ gekennzeichnet.

Interaktives Lernprogramm
Neu hinzugekommen ist das „Interaktive Lernprogramm“ in der Registerkarte „Hilfe“ der Dragon-Leiste. Das interaktive Lernprogramm gibt einen Überblick über die grundlegenden Diktatfunktionen und Diktierbefehle wie Korrigieren und Buchstabieren. Insbesondere für neue Anwender ist dies eine gute Möglichkeit, um sich mit dem Einmaleins der Spracherkennung vertraut zu machen. Das interaktive Lernprogramm wird automatisch am Ende der Benutzerprofilerstellung angezeigt. Sie können es jedoch auch anzeigen, indem Sie in der Dragon-Leiste auf „Hilfe“ und dann auf „Interaktives Lernprogramm“ klicken.

Dragon Remote Microphone App
Mit Dragon 12 und der kostenlosen App Dragon Remote Microphone können Sie ihr Smartphone (Apple iOS und neu auch Google Android) als kabelloses Mikrofon nutzen. Die Soundqualität eines Smartphone-Mikrofons (in unserem Test ein iPhone 4 mit iOS6), ist jedoch nicht zu vergleichen mit der von professionellen Headsets, Mikrofonen und Diktiergeräten – dementsprechend ist auch die Erkennungsrate geringer.

In unserem Test, in einer virtuellen Umgebung (VMWare Workstation 9 mit Windows 7 Pro x64 als Gastsystem), hatten wir immer wieder Verbindungsprobleme zwischen der Dragon Remote iPhone App und dem Computer. Mit der Version 1.4 hat die automatische Bildschirmsperre des iPhones das initiale Sprachprofil-Training unterbrochen und Dragon komplett einfrieren lassen. Wenn diese Verbindungsprobleme noch behoben werden, ist die Dragon Remote App aber eine durchaus praktische Ergänzung für Gelegenheitsdiktierer.