Smartphone oder Diktiergerät – Ansätze zur Entscheidungsfindung
Mittlerweile ist das Smartphone aus dem medizinischen Alltag vieler Ärztinnen und Ärzte nicht mehr wegzudenken. Trotzdem besteht aber eine gewisse Zurückhaltung, Smartphones als Arbeitsgeräte im Spital einzuführen. Gründe dafür sind beispielsweise die zu klärenden Fragen bezüglich Support und Unterhalt, Datenschutz oder der technischen Integration der Geräte in die IT-Infrastruktur des Spitals. Auch bei Bring Your Own Device (BYOD) Konzepten bestehen diese Fragen weiterhin, auch wenn sich zumindest Ansätze erkennen lassen, Smartphones als Arbeitsgeräte einfacher und schneller zu etablieren und deren Akzeptanz zu erhöhen.
In den letzten Jahren haben wir verschiedene Spitäler bei der Einführung des digitalen Diktierens mit Smartphones begleitet, teilweise als Ergänzung und teilweise als Ersatz von klassischen digitalen Diktiergeräten. Dabei spielten für die Entscheidungsfindung pro oder kontra Smartphones vor allem die folgenden Kriterien eine zentrale Rolle:
Angebot und Funktionalität
Die führenden Anbieter von Diktatmanagement-Lösungen bieten Apps mit ähnlichem Funktionsumfang für die vier wichtigsten Betriebssysteme an (iOS, Android, Windows Phone 8 und BlackBerry 10). Nur wenige Anbieter ermöglichen jedoch eine Anbindung ihrer Smartphone-Apps an Active Directory sowie das Klinikinformationssystem (KIS). In diesem Punkt sehen wir die wichtigsten Vorteile beim Diktieren mit Smartphones, indem administrative Patientendaten wie beispielsweise Namen, Patienten-Nummern und Geburtsdaten auf das Smartphone geladen und vor dem Diktat ausgewählt werden können. Dadurch besteht eine eindeutige Zuordnung zwischen Diktat und Patient. Bei einigen Lösungen lassen sich Fall- oder Patienten-Nummern auch per Barcode einscannen sowie zusätzliche Informationen wie Bilder oder Geodaten anfügen. Die bereits erwähnte Integration mit dem KIS bleibt aber die wichtigste Anforderung, indem das Diktat eindeutig einem Fall zugewiesen und somit Verwechslungen und aufwändiges Suchen vermieden werden können.
Herausforderungen und Restriktionen
Anders als noch vor einigen Jahren bestehen heute verschiedene Installationen in schweizerischen Spitälern mit integrierter Anwendung von Smartphone-Apps fürs digitale Diktat. Dabei haben wir unsere Kunden bei der Realisierung verschiedener Konzepte begleitet: Sowohl bei BYOD als auch bei der Einführung von Smartphones, welche durch das Spital zur Verfügung gestellt werden. Dabei haben einige Kunden ihre Diktiergeräte durch Smartphones ersetzt, meist werden diese aber als Ergänzung zu digitalen Diktiergeräten eingesetzt. Ob die Diktat-Apps fürs Smartphone die klassischen Diktiergeräte mittel- bis längerfristig ablösen, bleibt abzuwarten. Um dies zu ermöglichen gilt es folgende Fragen zu klären:
Datenschutz
Nach wie vor bestehen hinsichtlich Datenschutz berechtigte Bedenken, wenn Patientendaten auf mobile Geräte geladen werden. Ein wichtiger Aspekt bezüglich Zugriffsteuerung ist die Integration mit Active Directory, womit keine separaten Logins und Passwörter für die Apps verwendet werden müssen. Unserer Erfahrung nach sind Sicherheitsrisiken der wichtigste Grund, weshalb auf die Einführung von Smartphones oder Tablets verzichtet wird.
Infrastruktur und Kosten
Aus Gründen der Sicherheit ist es häufig nur möglich, im internen Netzwerk Diktate von der App an den Server zu übermitteln, wofür eine durchgängige WLAN-Verfügbarkeit erforderlich ist. Dies ist jedoch in vielen Spitälern noch nicht gegeben, womit der Nutzen von Smartphones als Diktiergeräte grösstenteils entfällt. Wenn der Datentransfer nicht nur vom WLAN, sondern auch vom Mobilfunknetz erlaubt wird, so ist neben den Sicherheitskriterien auch zu klären, wer die Kosten für den Datenverkehr übernimmt.
Daten-Integration
Ein potenziell grosser Vorteil beim Diktieren mittels Smartphones besteht dabei, Daten mit dem KIS bidirektional auszutauschen und die Diktate eindeutig einem Patienten zuweisen zu können. In definierten Zeitintervallen können die Patientendaten beispielsweise pro Klinik oder Benutzer aus dem KIS in die App-Datenbank geladen und auf den Smartphones der berechtigten User angezeigt werden. Eine solche Integration bedingt entsprechende Ressourcen, die dafür zur Verfügung gestellt werden müssen. Andererseits ergeben sich mittels der direkten Zuordnung von Diktaten zu Patientendaten in den Smartphone-Apps bedeutende Möglichkeiten zur Prozessoptimierung.
Schliesslich spielt beim Diktat per Smartphone oder Tablet auch die Spracherkennung eine Rolle. Die Spracherkennungs-Technologien werden von Jahr zu Jahr besser, jedoch ist die Aufnahmequalität eines Smartphones nicht ganz mit derjenigen eines für Spracherkennung optimierten Mikrofons vergleichbar.
Fazit
Zusammenfassend hat die Anwendung von Diktat-Apps in den letzten Jahren trotz den erwähnten Vorbehalten deutlich zugenommen. Dafür sprechen die Möglichkeiten zur Optimierung des Diktat-Prozesses mittels Integration von Diktat und Patientendaten, die einfache Anwendung sowie dem „All-in-One“ Gedanken des Smartphones. Nach wie vor bestehen aber Herausforderungen bezüglich Datenschutz und Infrastruktur, welche die Diktatmanagement-Anbieter einerseits und die Spitäler andererseits adressieren müssen. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob sich Apps vollumfänglich als Alternative zu klassischen digitalen Diktiergeräten etablieren können.