Assistenzärzte: 90 Minuten am Patientenbett

Erstmals können genaue Angaben dazu gemacht werden, wofür und wie viel Zeit Deutschschweizer Ärzte einsetzen. Das Ergebnis ist erschreckend: Nur gerade 90 Minuten am Tag verbringen Assistenzärzte des Kantonsspitals Baden am Patientenbett. Das zeigt eine neue Studie.

Das Kantonsspital Baden untersucht als erstes Deutschschweizer Spital, wie die Assistenzärzte ihren Arbeitstag einteilen. Es orientiert sich dabei am Universitätsspital Lausanne (CHUV), das die Methode entwickelt hat.

Noch nie sei der Alltag von Ärzten so genau erfasst worden, sagt Simon Frey, der die Studie am Kantonsspital Baden leitet. «Es wurden Beobachter ausgebildet, die den Assistenzärzten von morgens früh bis abends spät auf Schritt und Tritt gefolgt sind und auf Sekundengenauigkeit Tätigkeiten registriert haben», erklärt Frey.

Erschreckendes Ergebnis
Dabei zeigte sich, dass die Assistenzärzte nur gerade 90 Minuten pro Tag am Patientenbett verbringen. Den Rest des Tages verbringen sie damit, Röntgenbilder anzufordern, Briefe an weiter behandelnde Ärzte zu schreiben, die Patientenakten nachzuführen oder sich neue Informationen zu beschaffen.

Die Werte ähneln jenen des Universitätsspitals Lausanne. Dort fanden die Zeit-Forscher heraus, dass die Assistenzärzte im Schnitt 1,7 Stunden (also rund 100 Minuten) am Patientenbett verbringen. 5,2 Stunden sitzen sie dagegen an elektronischen Geräten wie Computer oder Tablet.

Konkret verteilten sich die in Lausanne erfassten Tätigkeiten wie folgt:

  • Patient (indirekt): 52% – Patientenakten dokumentieren, mit anderen Ärzten zusammenarbeiten, Informationssuche
  • Patient (direkt): 28% – klinische Untersuchung und medizinische Handlungen
  • Ausbildung, Training, akademische Forschung: 6%
  • Kommunikation mit Patienten und Angehörigen: 2%
  • Andere Tätigkeiten: 12% – etwa Verschiebung von Patient zu Patient

Erkenntnisse für Arbeitsabläufe nutzen
Die Erkenntnisse der Studie sollen nun dazu genutzt werden, die Arbeitsabläufe am Kantonsspital Baden zu verbessern, sagt Frey: «Man sieht, dass man die Zeit für Administration und Informationsbeschaffung zum Teil an Personen delegieren könnte, die nicht ärztlich ausgebildet sind.»

Weil die Krankheiten immer komplexer werden – Patienten haben zum Beispiel gleichzeitig ein schwaches Herz, eine Lungenentzündung und sind dement – nehmen die Abklärungen und Absprachen immer mehr Zeit in Anspruch.

Was tun? Auch in Baden deutete Simon Frey an, dass eine Lösung in der Verteilung der Arbeit liegt: Die Ärzte verbringen Zeit für Aufgaben in der Administration und Informationsbeschaffung, die sich wohl delegieren liessen, so der Projektleiter.

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