Finanziell schwierige Zeiten für Schweizer Spitäler
Mehr als ein Viertel der Schweizer Akutspitäler schreibt rote Zahlen. Spitäler wie Psychiatrien müssen ihre Ergebnisse verbessern. Und doch werden weiter Kliniken verschwinden. Dies besagen neue Daten von PwC. Dem Trend entgegenwirken können Lösungen zur Effizienzsteigerung wie Spracherkennung und Diktat-Workflowsysteme in der medizinischen Dokumentation.
«Unsere Spitäler wirtschaften mässig solide.» Dies in etwa das Fazit einer Erhebung von PwC Schweiz. Die Spezialisten der Auditing- und Beratungsfirma untersuchten die Finanzdaten von 28 Akutspitälern, darunter 15 Kantonsspitäler und wichtige Häuser wie USZ, USB und das Inselspital.
«Die Finanzergebnisse von mehr als der Hälfte der untersuchten Stichproben reichen noch nicht aus, um nachhaltig erfolgreich zu wirtschaften», fassen die Autoren Patrick Schwendener und Philip Sommer ein Kernergebnis zusammen.
Was heisst das konkret? Es geht um die Geschäftszahlen von 2014. In jenem Jahr erzielten die erfassten 28 Akutspitäler im Schnitt (Median) eine EBITDA-Marge von 6,4%. Das heisst: Von 100 eingenommenen Franken blieben nach Abzug aller Personal- und Sachaufwendungen 6.40 Franken übrig. Um aber die notwendigen Anlagen langfristig finanzieren beziehungsweise refinanzieren zu können, müsste diese Quote 10 Franken betragen – respektive 10%.
Solche Mittelwerte besagen nicht allzu viel über die Solidität einzelner Spitäler. Sechs der 28 untersuchten Akutspital-Unternehmen schafften es über den Zielwert von 10%, wobei das «effizienteste» Spital 12,5% erreichte. Das «ineffizienteste» Haus hingegen erzielte – 0,7%.
Mehr Ertrag, weniger Aufwand, mehr Effizienz
Von den untersuchten 28 Spitälern wiesen am Ende acht einen Verlust aus; in den beiden Vorjahren hatten nur je drei Häuser rote Zahlen geschrieben.
Zwei Dinge werden also klar aus der neuen Spitäler-Studie von PwC:
- Die Akutspitäler müssen in Zukunft weitere Ergebnisverbesserungen erzielen – sei es über steigende Erträge, tiefere Aufwände oder über Investitionen, welche ihre Effizienz erhöhen.
- Im Schweizer Spitalmarkt dürfte die Konsolidierung weitergehen – Kliniken werden verschwinden.
Spitäler, für die es eng wird, haben grundsätzlich drei Möglichkeiten, so Patrick Schwendener und Philip Sommer: Änderung der strategischen Ausrichtung; Verkauf an ein erfolgreiches Spital beziehungsweise Spitalbetreiber; oder im Extremfall die Schliessung. Damit werde es in der helvetischen Spitallandschaft vermehrt zu konzernartigen Strukturen oder Fusionen mit voller betrieblicher Integration kommen.
Auch die Schweizer Psychiatrie muss profitabler werden
Zum ersten Mal erfasste die Finanzierungsstudie von PwC auch psychiatrische Kliniken. Hier ist die Problematik etwas anders gelagert. Denn Psychiatrie ist weniger anlageintensiv, auf der anderen Seite ist der Anteil der Personalkosten noch höher: Er erreicht rund 80% der Gesamtaufwendungen.
Berechnet wurden die Kennzahlen für neun Schweizer Psychiatrien in den Jahren 2012 und 2014. Und heraus kam, dass die EBITDA-Margen hier sogar leicht tiefer liegen als bei den Akutspitälern: Sie erreichen 5,8%.
Der Wettbewerb wird heftiger
Die fürs langfristige Überleben notwendige Zahl läge aber eher bei 8%, so die PwC-Erwartung (sie ist etwas tiefer als bei den Akutspitälern, da die Psychiatrie, wie erwähnt, weniger teure Gebäude und Anlagen benötigt). «Mittelfristig werden also auch die Schweizer Psychiatrien ihre Profitabilität noch erhöhen müssen», folgern die PwC-Ökonomen.
Auf der anderen Seite dürfte sich der Wettbewerb unter den Psychiatrien – zeitlich verzögert – in den kommenden Jahren verschärfen. Die Leitungen der Kliniken werden sich vermehrt mit ihrer strategischen Positionierung, ihren Prozessen oder ihrer Effizienz befassen müssen. Verschärft wird das Ganze durch die für 2018 geplante Einführung des neuen Tarifsystems Tarpsy, das die derzeitige Entschädigung über Tagespauschalen ablösen soll.
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